EssenthoerMuehle

Geschichtliches und Technisches

zur Essenthoer Mühle

Die Essenthoer Mühle besteht wohl seit Menschengedenken, denn die umliegenden Flurnamen „Mühlenberg“ und „Am Mühlenberge“ deuten darauf hin. Sie wurde bereits 1442 in einem Lehnvertrag erwähnt.
Bis Mitte des 18. Jahrhunderts wurde die gutsherrliche Mühle des Grafen Plettenberg zu Lehnhausen (2 Mühlen mit oberschlächtigem Wasserrad)


jahrzehntelang in Erbpacht von der Familie Ohle betrieben. Im Jahre 1851 wurde dem Müller Ludwig Ohle seitens der königlichen Regierung zu Minden der Konsens erteilt, auf seinem am Johannisbach liegenden Grundstück eine Mahl- und Graupenmühle mit einem oberschlächtigen Wasserrad anzulegen (heute Wohn- und Hauptgebäude).

1879 beantragte der Müller Bernhard Ohle eine Veränderung des Betriebswerkes, um die unzureichende Wasserkraft zu verstärken. Er plante, die Wasserkraft des vorhandenen oberschlächtigen Wasserrades von 20 Fuß = 6,28 m Durchmesser durch ein zweites oberschlächtiges Wasserrad mit gleichem Durchmesser unterhalb auszubauen



und diese mit einer 68 Fuß = 21,30 m langen Stange (Pleuelstange) zu koppeln.

Mit dieser technischen Besonderheit, die sicherlich einmalig war, wurde die Mühle bis Ende 1900 betrieben.

Mit dem Bau der Wasserversorgung Essentho am Johannisbach, heute Rummeckebach, sah sich der Vorbesitzer Ohle durch die Entnahme des Wassers existenzbedroht. Im Jahre 1909 verkaufte er die Mühle für 30.000 Goldmark an Friedrich Limpinsel.

Dieser schloss sich der technischen Erneuerung an und hoffte, mit dem Einbau einer Pelton-Turbine, welche bei der vorhandenen großen Fallhöhe auch mit weniger Wasser relativ gute Leistung bringt, die Mühle weiterhin betreiben zu können.

„Die Peltonturbinen sind nach dem US- amerikanischen Ingenieur Lester Allan Pelton benannt, der diese um 1880 erfand. Peltonturbinen sind den Wasserrädern am ähnlichsten. Sie kommen nur im Hochgebirge vor, da sie ausschließlich bei großen Fallhöhen eingesetzt werden. Sie haben löffelartige Schaufeln und werden von einem oder mehreren Druckwasserstrahlen angetrieben.“

Hier wird das Wasser aus dem vorhandenen Mühlenteich durch eine Rohrleitung mit einem Durchmesser von 200 mm, aus 14 m Fallhöhe der Turbine zugeführt. Das Wasser strömt durch eine regelbare Düse und stößt scharf gebündelt und wirbelfrei im Freistrahl in die Becherschaufeln des Peltonrades, wo es als Impulskraft seine kinetische Energie abgibt. Das Nutzwasser fließt frei durch einen unterirdischen Kanal wieder dem Rummeckebach zu.

Die Turbine trieb die Mühle mit mehreren Mahlgängen bis zum „allgemeinen Mühlensterben“ Anfang der 50er Jahre an. Danach wurde sie bis 1963 nur noch zum Schroten von Getreide und zur Stromgewinnung für den Eigenbedarf genutzt.

Im Jahr 1963 wurde das Mühlengebäude zum Ferienhaus umgebaut.

Nach ca. 30-jährigem Stillstand wurde die Kleinwasserkraftanlage in 3-jähriger Bauzeit in Eigenleistung wieder zur Stromgewinnung reaktiviert. Da wasserbaulich sowie am Originalzustand keine Veränderungen vorgenommen wurden, ist die Turbine am 18.12.1990 als technisch-geschichtliches Baudenkmal in die Denkmalliste eingetragen worden.
Sie ist die einzige betriebsbereite und denkmalgeschützte Peltonturbine in Nordrhein-Westfalen.




Zeichnung Pelton-Turbine ...

Wasser ist Bewegung,
die fasziniert.

Rauschende Bäche, klappernde Wasserräder oder summende Turbinen üben auf Viele eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus. So hat auch wohl der Rummeckebach die Bewohner der Essenthoer Mühle bis heute angezogen, denn das Wasser wurde stets genutzt. Anfangs über Jahrhunderte hindurch zum Antrieb von Getreidemühlen, heute zur umweltfreundlichen Stromerzeugung. Da die Quelle des Baches nicht einmal 500 m entfernt liegt, wurde nach dem Mühlensterben eine Fischzuchtanlage errichtet, um das noch frische hochwertige Quellwasser anderweitig zu nutzen.